Unser Familienname „Rettelbusch“ besteht schon sehr lange im Ort Kammerforst. Bis ins Jahr 1630 ist es möglich anhand der Kirchenbücher die Namenslinie lückenlos zurück zu verfolgen. Bereits 1575 ist er erstmals erwähnt. Oftmals war es nicht einfach die Linie zurück zu verfolgen, denn die alten Aufzeichnungen sind einerseits nur in deutscher Schrift geschrieben und andererseits ging die Rechtschreibung durch viele Veränderungen während der Jahrhunderte.

So war die erste Schreibweise des Namens „Röttelbuß und Röddelbuß“. Erst seit dem 18. Jahrhunderts ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass die Kinder den Familiennamen des Vaters in genau derselben Schreibweise führen. Der Name deutet im weitesten Sinne auf den Wald, auf Bäume hin, im engeren Sinne auf deren Äste, in Mundart „Röttel“, der in getrocknetem (etwas kleinerem) Zustand als ein Lichtträger „Fidibuß“ in der Rodezeit oft benutzt wurde. Daher dann auch „Röttelbuß“. Eine weitere Möglichkeit der Namensherkunft ist der Ursprung im „Ausröttln“ – also das Ausschneiden der Äste vom Baum im Wald (Busch) hin. Man könnte daraus schlussfolgern, da Kammerforst einst ganz nah am Wald lag, dass es ein Urname des Ortes ist. Aus dem Kirchnmatrikel 1575 wird zum 1. Mal der Name Röttelbuß genannt. Zu dieser Zeit kamen auch die Herren von Harstall-Diedorf nach Kammerforst und aus deren Heimat (Mihla und Berka vor dem Hainich) stammt der Name Rettelbach. Daher ist es ebenso möglich, dass die ersten Rettelbusch’s von dort stammten.

Die Familiengeschichte beginnt mit der Ersterwähnung von Christoffel Röttelbuß (gebr. ca. 1540) im Familien- und Hausbesitzerverzeichnis.im so genannten Matrikel. Über die nächsten 2 Generationen fehlen leider jegliche Aufzeichnungen. Wohl sind diese bei einem Brand vernichtet wurden. Von 1666 beginnt eine lückenlose Ahnentafel und auch eine Aufzeichnung über das Leben der Vorfahren.

1630 wir Hans Röttelbuß mitten im 30-jährigen Krieg geboren. Er erlernt den Beruf des Zimmermanns. 1653 heiratet Hans und bekommt mit seiner Frau Anna 5 Kinder. Aus diesen Kindern entstehen 3 Rettelbusch-Linien in Kammerforst die sich immer einmal wieder kreuzen, aber bis heute erhalten bleiben.

Die nächsten Generationen der Vorfahren der Gastwirtsfamilie haben zunächst alle den Beruf Zimmermann. 1703 wird Heinrich Röttelbuß geboren. Auch er ist Zimmermann, betreibt aber erstmals in der Familiengeschichte auch die Landwirtschaft. 1731 wird Johann Carl Christoph Röttelbusch geboren – die erste Namensveränderung ist hier zu erkennen. 1772 wird Johann Samuel Benjamin Rettelbusch als 1.Sohn von Johann Carl Christoph Röttelbusch geboren. Erstmals erscheint hier der Name Rettelbusch in dieser Schreibweise in den Kirchenbüchern. Er erlernte den Beruf des Leinewebers und war ein fleißiger und strebsamer Mann, der sein Fach verstand.

1796 wird Johann Georg Christoph Rettelbusch als 2. Sohn von Johann Samuel Benjamin Rettelbusch geboren. Ein lebenslustiger und weitherziger Mann beginnt seine Erdenlaufbahn. Er wird in einer Zeit geboren, in der die Dächer noch mit Stroh gedeckt sind, auf dem Faußboden Sand liegt und die Wände weiß gestrichen sind. Er erlernte den Beruf des Zimmermanns und half vielleicht einst seinem Großvater Carl den Kuhstall mit Saal aufzubauen. Er zieht als erster in das spätere Stammhaus der Familie Rettelbusch. Später folgen ihm auch seine Eltern und Geschwister in dieses Haus.

1833 überstockt Johann Georg Christoph das alte Wohnhaus und eröffnet eine Gastwirtschaft.. Als Name für die Gaststätte wählt er Gaststätte „Zur Linde“ da die Straße „Unter den Linden“ hieß und viele Linden den Weg säumten. Des Weiteren baut er dazu einen Tanzsaal auf den Stallungen auf der gegenüberliegenden Seite. Fenster, der ehemalige Treppenaufgang von der Straße her und Wandbemalungen sind heute noch auf dem jetzigen Heuboden zu sehen. Bis 1871 wurde hier getanzt. Das kleine Häuschen gegenüber entstand als Altenteil, wohin die Bewohner des Stammhauses beim Einzug von J.G. C. übersiedelten.

1860 stirbt Johann Georg Christoph an einem Leberriss, den er sich beim Holzrücken zugezogen hatte. Sohn Johann Karl Adam (gebr. 28.01.1846) war gerade 14 Jahre alt, Johanne Luise gerade 16. Weitere Kinder sind Georg (auch Christel oder Christian), Johann Friedrich und Bruder Adolf (später Maler Professor Adolf Rettelbusch) ist der Jüngste mit 2 Jahren. Beide Ältesten mussten jetzt die Arbeit übernehmen. Die Mutter Catharina trug viel auf ihren Schultern. Die Gaststätte, die Windmühle, der Saal über dem Kuhstall, das Feld, der Garten mit den vielen Beerensträuchern die gepflegt werden mussten. Aus den Beeren wurde Wein hergestellt, der dann in der Gaststätte verkauft wurde. Auch Bier wird aufwendig aus Gerste selbst gemacht und als „Trinken“ verkauft. Ab 1871 nennt sich die Gaststätte „Zum Kronprinzen von Preußen“ aus Stolz über errungene Siege.

Hier eine Anekdote aus dieser Zeit: Catharina stülpte sich, um sich vor Eindringlingen zu schützen, ein Bettuch über den Kopf und lief einige Male zwischen den Häusern hin und her. So dachte man im Dorf, dass es im Rettelbusch-Haus spuckt. Am Sterbebett gestand die tapfere Catharina ihren Kindern, dass sie das Gespenst war.

Johann Karl Adam als 2. Kind von Johann Georg Christoph besitzt ein Pferd und mehrere Kühe. Er heiratet 1969 Christiane Elisabeth Ludwig (die auch heute noch als Großmutter Jahnchen und die „Seele des Hauses“ bezeichnet wird) Karl betreibt einen kleinen Holzhandel, ist Hausschlachter und betreibt auch noch die Windmühle des Vaters bis 1887. 1882 erbaut Karl die jetzige Gaststätte mit den Wohnräumen in der ersten Etage an das alte Haus an. Hier richtet er auch einen kleinen Kolonialwarenladen ein, in dem es seither u.A. Zucker, Mehl und Salz zu kaufen gibt und natürlich wird auch das selbst geschlachtete Fleisch zum Verkauf angeboten.

Karls Bruder Adolf (später Prof. Rettelbusch) malt kleine Bilder vom Hausbau. Noch heute hängen diese Bilder am Stammtisch der Gaststätte.

Eine kleine Anekdote:
Karl handelt auch mit Holz. Unter anderem handelt er mit jemandem, dessen Namen „Hefter“ war. Dieser hatte ihn wohl übers Ohr gehauen und so schimpfte Karl immer lauthals über „den Hefter“. Daraufhin erhielt er den Spitznamen : „Hefter“, der auch heute noch existiert.

Der älteste Sohn Karls – Albert – erlernt den Beruf des Fleischers, heiratete 1899 Anna Martha gebr. Rettelbusch und zieht zunächst aus dem Elternhaus aus. Am 26.04.1899 wird der erste von 2 Söhnen des Paares – Adolf – geboren.

Nach der Heirat wird der Kolonialwarenladen aufgegeben weil die neuen Schwiegereltern im Dorf ebenfalls einen solchen besitzen.

Am 24.04.1901 erhält Albert die Konzession auf den Betrieb der Gast- und Schankwirtschaft.

1903 lässt Albert das Haus von seinem Onkel Ernst (Architekt) das Haus im bayrischen Stil übersetzen und ein Wappen aus Holz anbringen. Am 03.03.1905 erhält Albert die Genehmigung zum Bau einer Schlachtstube und baut diese daraufhin. 1907 baute er in der gelb gestrichenen Scheune auf der anderen Straßenseite einen kleinen Keller für sine Weinfässer. Noch heute ist der Weinkelch über der Tür zu sehen.

Albert unterhält mit dem Klavierspielen seine Gäste. Er nahm zwar nie Klavierunterricht, lernte sich es aber selbst.

Gegenüber dem Haus entstanden eine Kegel- und eine Schießbahn.

1919 tritt Dortchen Pfützenreuter mit 14 Jahren in den Dienst von Albert und Anna. Dortchen (+ 10.04.1987 im Alter von 82 Jahren) dient in Ihrem Leben 6 Generationen im Hause Rettelbusch.

Am 06.01.1922 heiratet Alberts ältester Sohn Karl Adolf (der auch Fleischer erlernt hatte und in der häuslichen Gast- und Landwirtschaft mitwirkt) Hedwig Stallknecht. Aus der Ehe entstehen 2 Kinder: Ruth 17.06.1922 und Ernst Arndt Walter 22.08.1924 Rettelbusch.

Nach dem frühen Tod seiner Mutter im April 1924 im Alter von nur 44 Jahren, übernimmt Adolf die Gaststätte. Adolf ist ein guter Unterhalter in der Gaststätte, denn auch er spielt hervorragend Klavier Zahlreiche Kammerforster erinnern sich noch heute gern an die wunderschönen Stunden im geselligen Beisammensein. Fleischerei und Gaststätte bereiten sehr viel Arbeit. Früh müssen die Kinder mithelfen. Kegelbahn und Schießstand auf der anderen Straßenseite sind sehr beliebt. Meist Sonntag bedienten die Kinder dort. Schnaps, Bier und auch Kleinigkeiten zu Essen (Gehacktes) gab es. Auch sein Sohn Arndt wird Fleischer (als vorerst letzter der Familie).

Am 10.01.1939 wird eine Fernsprecheinrichtung im Haus integriert, fortan eines von nur 7 Telefonen im Ort. Dies war einerseits ein Forstschritt für das Haus aber die Gastwirte mussten nun bei Anrufen durch das Dorf laufen und die Bewohner ans Telefon holen.

Die Kriegzeiten kommen und 1942 wird Arndt als Soldat eingezogen. Er wird unter anderem in Frankreich, Italien, Polen, Russland, Tschechei und zuletzt Ostpreußen eingesetzt. Kegelbahn und Schießstand werden geschlossen und an dieser Stelle nie wieder eröffnet. Auch Adolf ist im Krieg – allerdings als Flugmeldedienst auf dem Bechstedter Berg nahe Kammerforst übernommen. Der 72-jährige Albert muss nun allein die Arbeit zu Hause machen, daraufhin schließt er die Fleischerei.

1945 kommen alle Familienmitglieder aus dem Krieg zurück.

Nach dem 2. Weltkrieg muss der Name „Zum Kronprinzen von Preußen“ in einer Nacht-Aktion sofort umbenannt werden, um Sanktionen zu umgehen. Inhaber Adolf Rettelbusch entscheidet sich „vorerst“ für den Namen „Gaststätte Rettelbusch“ weil der Name Rettelbusch in Kammerforst ein alt eingesessener und bekannter Name ist. Bis heute wird der Name fortgeführt. Nach dem Krieg bricht zunächst eine schwere Zeit für die Gastwirtschaft an, denn nur wenig Umsatz kann gemacht werden.

1956 heiratet Arndt seine Gudrun Fischer. Gudrun zog nach Kammerforst und beide arbeiteten mit in der Gaststätte. Gaststätte und Landwirtschaft sind inzwischen gleichwertig. Arndt kümmert sich mit Vater Adolf um die Landwirtschaft.

Im Januar 1957 wird das erste Kind von Arndt und Gudrun – Alke- geboren. Im März1959 folgt Andreas Rettelbusch als 2. Kind.

1968 möchte Albert die Gastwirtschaft an Arndt und Gudrun abgeben. Zunächst wird die Gaststätte am 01. April 1968 auf Gudrun überschrieben, da Arndt noch bei der LPG tätig ist.

Als Adolf und Hedwig 1969 im Abstand weniger Wochen sterben steigt Arndt voll in den Gastbetrieb mit ein. Das Haupteinkommen der Familie stützt sich nun auf die Gaststätte, nur noch wenig Landwirtschaft wird betrieben. Auch Alke und Andreas helfen nun fleißig im elterlichen Betrieb mit.

1983 heiratet Andreas die aus Erfurt stammende Antje Böttche und im gleichen Jahr wird im November Tochter Ariane geboren. 1986 folgt Adrian als 2. Kind. Andreas überbaut den Pferdestall 1984 um seiner Familie eine gemütliche Wohnung einzurichten.

Am 10.08.1990 übernimmt Sohn Andreas Rettelbusch die Gaststätte und baut das kleine Häuschen auf der gegenüberliegenden Straße zu einer kleinen Pension um. Und weiter wird das Haus als Gaststätte Rettelbusch geführt. Schon seit früher Kindheit werden auch die Kinder Ariane und Adrian mit in der Gastwirtschaft integriert.

1994 beginnt der große Ausbau des Hauses von einer Gaststätte mit 6 Pensionszimmern zu einem Hotel mit Übernachtungsmöglichkeiten bis 40 Personen. Zusätzlich entstehen im Haus ein großer Saal für Feierlichkeiten bis 80 Personen, nebst Wintergarten, Terrasse und Biergarten. Auch eine Kegelbahn und Schießbahn werden angebaut und die ersten Mitarbeiter eingestellt. Fortan betreiben Andreas und Antje mit den Eltern Arndt und Gudrun (Anneliese) die Gastwirtschaft und nur noch nebenbei die Landwirtschaft.

Nach erfolgreicher Lehre und Studium kommen Ariane und Adrian zurück nach Hause und seither arbeiten 3 Generationen Hand in Hand.

2002 kauft Andreas Rettelbusch gemeinsam mit seiner Familie das ehemalige Forsthaus der Baronsfamilie Berlepsch am Waldrand bei Kammerforst um auch dieses zu einem Hotel umzubauen. Die Umbauarbeiten und auch ein kleiner Kuchenverkauf beginnen schon im nächsten Jahr. Viele Arbeiten geschehen in Eigenarbeit. In den gesamten beiden Häusern werden neue Kabel verlegt und eine neue Heizungsanlage eingebaut. Alle Innenbereiche werden komplett entkernt und neu gestaltet. In 2007 können die Hotelzimmer fertiggestellt werden. Mit jedem Monat steigt das Haus in Bekanntheit und Beliebtheit in der Bevölkerung. Auch Feierlichkeiten werden von nun an im Haus gastronomisch umsorgt. Dazu trägt auch die neue Küche bei und auch der Feiersaal mit neuem Tresen und Sitzgelegenheiten werden eingebaut. In 2008 beginnt der Bau für einen großen Wintergarten vor dem vorderen Haus. Im Januar 2010 wird der Panorama-Wintergarten mit Sitzgelegenheiten für 90 Personen eingeweiht.

Am 20.10.2010 schafft es die Familie Rettelbusch den in 2003 entdeckten Klingbrunnen komplett freizulegen und somit eine historische Stätte für die Gäste des Hauses erfahrbar zu machen.